Rappen lernen

Doubletime lernen, Flow Rap


Flow: Doubletime & Co

„Mein Flow ist so flüssig, manchmal trink‘ ich einen Schluck“
MoTrip – Klassentreffen (von Eko Fresh)

Mein Lieblingsthema – der Flow. Warum das mein Lieblingsthema ist? Weil ich mich damals äußerst schwer damit getan habe, zu verstehen, was das Wort „Flow“ denn eigentlich bedeutet. Wie man aus diversen Rap-Foren entnehmen kann, war ich da jedoch keine Ausnahme.

Also, was ist der Flow? Wikipedia definiert ihn folgendermaßen: Der Flow „ist das Zusammenspiel von Stimme, Beat, Melodie, Betonung, Text und Aussprache des Rappers“. So richtig schön schwammig. Wenn ich nicht konkret wüsste, was damit gemeint ist, würde ich wohl mit dieser Definition nicht viel anfangen können. Nehmen wir diese also ein bisschen außeinander:

  • Da hätten wir auf der einen Seite die Stimme, mit der ihr über Betonung und Lautstärke die Stimmung des Instrumentals unterstreicht und akzentuiert.
  • Auf der anderen Seite steht der Text und die Art und Weise, auf welche ihr diesen über den Beat legt.

„Über den Beat legen“, was bedeutet das? Wie wir bereits im Kapitel „Inhalt“ lernen konnten, bezeichnet das „Bar“ eine Textzeile innerhalb eines Taktes. Für jede Flowtechnik (dazu später mehr), gibt es stets eine maximale Anzahl von Silben, die Ihr pro Takt in eine Zeile aufnehmen könnt – aus der sich ein „Bar“ sozusagen zusammensetzt. Nehmt ihr die maximale Anzahl an Silben in den Takt auf, dann klingt euer Text flüssig – ihr flowt flüssig. Nehmt ihr weniger Silben auf, dann müsst ihr eine oder mehrere Pausen zwischen den Silben einbauen oder diese beim Sprechen in die Länge ziehen. Das kann soweit gehen, bis ihr eure Textzeile abgehackt rappen müsst – ihr flowt abgehackt. Veranschaulichen kann man das sehr gut anhand eines Vergleiches. Sucht euch mal einen Song von Frauenarzt und einen von Kool Savas – die Unterschiede sollten nicht überhörbar sein.

Um das allgemeines Prinzip noch besser verdeutlichen zu können, möchte ich eine kleine Grafik hinzuziehen:

Flow

Diese Grafik zeigt uns, wie eine Textzeile anhand der Struktur eines Instrumentals ausgerichtet werden kann. In der obersten Zeile dieser Grafik finden wir den Grundschlag. Dieser entspricht bei fast allen Rap-Instrumentals einer Viertelnote, welche viermal im Takt vorkommt – deshalb auch 4/4-Takt – und von einem beliebigen Schlaginstrument gespielt wird. Das müsst ihr euch allerdings nicht merken. Merken solltet ihr euch, dass man bei einem „einfachen“ Flow, also ohne etwaige Geschwindigkeitsvariationen, einem Grundschlag maximal vier Silben zuweisen kann, von denen ihr stets eine Silbe zeitgleich mit dem Grundschlag sprecht – ihr rappt „on point„. Wie bereits erwähnt, besteht ein Takt wiederum aus vier Grundschlägen, was bedeutet, dass maximal 16 Silben pro Takt bzw. pro Bar eingebaut werden können. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch natürlich auch ohne weiteres kürzer fassen, müsst dann aber, wie bereits erwähnt, mit Pausen arbeiten oder die Silben in die Länge ziehen. Wollt ihr jedoch mehr Silben in die Zeile packen, müsst ihr zu einer schnelleren Flowtechnik wechseln oder Geschwindigkeitsvariationen einbauen. Ob Ihr eine konstante Anzahl von Silben pro Takt verwendet oder diese variiert, wird übrigens ebenfalls mit dem Wort „Flow“ zum Ausdruck gebracht.

Solltet ihr an dieser Stelle bereits die Hände über den Kopf schlagen und euch statt rappen zu können, wünschen, in Timbuktu eine Sandburg zu bauen, dann kann ich euch beruhigen. Denn letztendlich bedarf es nicht allzu langer Zeit, bis das Flowen in Fleisch und Blut übergeht – vor allem das einfache Flowen. In der Summe werdet ihr aber, mit Hilfe der gegebenen Informationen wesentlich weniger Zeit brauchen, dies zu erlernen, als ohne Hilfestellung. Seid ihr der Meinung, dass ihr das bereits sicher drauf habt, dann könnt ihr euch an die nächste Stufe bzw. die nächste Flowtechnik wagen: Double- & Halftime.

Doubletime bedeutet, in doppelter Geschwindigkeit auf dem Beat zu rappen. Wenn also ein normales Flowschema mit einer Kapazität von 16 Silben pro Takt daherkommt, kann ein Doubletimeschmema logischerweise maximal 32 Silben pro Takt fassen. Im Umkehrschluss lässt sich sagen, dass ihr bei der Verwendung von acht Silben pro Grundschlag einen perfekten Doubletime rappt – zumindest vom Timing her. Oftmals werden allerdings auch Passagen als Doubletime deklariert, welche auf einer 24 silbigen Struktur basieren und demnach mit sechs Silben pro Grundschlag auskommen. Wie ihr den Doubletime auch schreibt, auch dabei müsst ihr darauf achten, mindestens eine Silbe zeitgleich mit dem Grundschlag auszusprechen, damit ihr „on point“ bzw. nicht off-beat seid.

Zum Zwecke der sauberen Aussprache ist es gut zu wissen, dass Buchstabenkombinationen und Konsonantenfolgen existieren, die quasi prädestiniert für die Verwendung in einem Doubletime-Flow sind. Einen guten Beitrag darüber habe ich im rappers.in – Forum gefunden. Beispiele aus diesem sind:

  • L M N L – „Alle meine Leute“
  • M D B M – „Minderbemittelt“
  • M M T W – „Millimeterweise“
  • jegliche D G – und K T – Kombinationen.

Wollt jedoch ihr kein Doubletime, sondern Halftime rappen, dann macht ihr genau das Gegenteil und rappt auf halber Geschwindigkeit, zum Beispiel in ruhigen Tracks. Allerdings müsst ihr bei der Anwendung eines Halftime-Flows darauf achten, dass es dem Hörer akustisch nicht zu langweilig wird.

Was ihr ebenfalls machen könnt, ist, die Doubletime- und Halftime-Techniken mit dem normalen Flowschema zu kombinieren, um, die bereits angesprochenen, Geschwindigkeitsvariationen zu erzielen. Den akustischen Unterhaltungswert könnt ihr dadurch maximieren, lauft aber auch Gefahr, euch zu verhaspeln und unsauber bzw. off-beat zu flowen. Deshalb solltet ihr derartige Spielereien erst durchführen, wenn ihr alle Techniken sicher beherrscht.

Betrachtet man jetzt rückwirkend diesen Artikel, dann fällt auf, dass der „Style“ eines Rappers, mit seinem Flow gleichgesetzt wird. So leitet auch der englische Wikipedia-Artikel „Rapping“ mit den Worten: „There are many different styles of flow“, das Kapitel „Style“ ein.

Praxistipp 4: Lernen zu flowen.

Genug Theroie – rein in die Praxis. Wir suchen uns einen Track, der uns gefällt, sowie den zugehörigen Text und das entsprechende Instrumental. Zum Einstieg würde sich bspw. ein Blumentopf-Song eignen, da deren Texte recht einfach aber solide geflowet sind. Ok? Ok. Zunächst lasst ihr den Track laufen und rappt den Text mit. Beim zweiten und dritten Mal mitrappen, ersetzt ihr dann jede Silbe im Text mit einem einfachen „DA“. Besteht die Textzeile aus 16 Silben, dann rappt ihr sechzehnmal „DA“ an den Stellen, an denen sich die Silben von Blumentopf befinden. Anschließend schnappt ihr euch das Instrumental und versucht, die „DA“s in etwa so wie auf dem Original zu rappen. Klappt das, dann fangt ihr an, aus den „DA“s Silben und Wörter zu bilden und füllt so nach und nach eure Zeilen.

Ein alternatives Vorgehen wäre, den Text von Blumentopf zunächst in Silben zu splitten und direkt darunter, eure eigenen zu schreiben. Hinsichtlich der Silbenanzahl pro Bar orientiert ihr euch dann exakt am Original. Auf lange Sicht solltet ihr zwar bestrebt sein, euren eigenen Flow zu kreieren, da ihr ja nicht einer unter 1.000 sein wollt, um aber erst einmal ein Gefühl für den Takt zu bekommen, ist dies eine sehr gute und vor allem unkomplizierte Variante, mit der euch natürlich auch die Doubletime- und eine ansprechende Halftime-Technik aneignen könnt.

Sooo… Nun wisst ihr alles über das Rappen, was ihr für den Anfang benötigt. Jetzt ist es an der Zeit zu üben…

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