Recording und Equipment

Das Equipment

Also… Was wird benötigt um Tracks in ansprechender Soundqualität zu erzeugen? Viel ist es eigentlich nicht: Einen Computer + Aufnahme- und Abmischsoftware, eine hochwertige Soundkarte, ein Mikrofon mit Stativ und Ploppfilter, eine sog. Preamp (Vorverstärker), ordentliche Lautsprecher, ein paar Kabel, Kopfhörer und einen Raum natürlich. Nachfolgend werden wir zu jeder Komponente ein paar Worte verlieren und euch auch immer ein paar Optionen aufzeigen, die euch mit einem schmalen Budget die bestmögliche Soundqualität herausholen lassen.

Doch zunächst suchen wir euch einen Aufnahmeraum. Sollte sich dieser 5m neben einer Autobahn, in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens oder im Nebenzimmer eures 24/7-Metal-hörenden Bruders befinden, dann ist dieser zu Aufnahmezwecken eher bedingt geeignet. Idealerweise hört ihr in eurem potentiellen Aufnahmeraum nur Dinge, die auch von euch ausgehend sind. Leise Geräuschquellen von außerhalb stellen allerdings auch keine reellen Störfaktoren dar, insofern diese nicht vom Mikrofon wahrgenommen werden. Ein weiteres Kriterium, die ein Aufnahmeraum erfüllen sollte, ist, dass seine Nachhallzeit möglichst unter 0,4s liegt. Die wenigsten von euch werden jedoch einen Nor140 Schallpegelmesser zur Hand haben, mit dem ihr die Nachhallzeit eines Raumes in Erfahrung bringen könnt. Daher bekommt ihr von uns nachfolgend ein paar Eigenschaften genannt, die ein Raum mit gewünschtem Hallcharakter aufweist (Quelle: Görne, Thomas: Tontechnik. München² 2008, S. 95 ff.):

  • Volumen: ca. 100m³ (bspw. 2,5m Raumhöhe und je 6,32m Wandlänge) oder kleiner
  • Holzboden, offenporig
  • Wandverkleidung bestückt mit freihängenden Molton-Bahnen oder Breitband-Absorbern.

Ist der Raum recht groß, was eine lange Nachhallzeit impliziert, können die Wände auch mit Teppichen, (Fleece)Decken, Polstern und Stoffen behangen und Gegenstände mit harter Oberfläche wie z. B. Schränke entfernt werden. Dazu eine kleine Faustregel: Um eine spürbare Reduktion der Nachhallzeit zu erreichen, sollten mind. 20 % des Raumes mit absorbierenden Stoffen ausgestattet werden. Auch ein Sessel in jeder Raumecke kann zu einer spürbaren Reduktion des Halls verhelfen.

Eine weitere Option zur Optimierung eures Umfeldes bietet der Bau einer Gesangskabine. Da dieses Thema sehr komplex ist, möchten wir an dieser Stelle auf die Bachelor-Arbeit von Jürgen Eppinger verweisen, welche eine sehr umfangreiche Palette an Instruktionen für den Bau parat hält. Generell braucht ihr es aber, vor allem wenn ihr mit Technik zweiter Wahl arbeitet, mit der akustischen Raumgestaltung nicht übertreiben. Nutzt ihr bspw. ein dynamisches Mic zur Aufnahme, wird sich die der akustische Unterschied von verschiedenen Räumen, Lagerhallen außen vor gelassen, kaum bemerkbar machen.

Gehen wir unsere Aufzählung, die wir zu Beginn des Artikels getätigt haben, weiter durch: Einen Computer habt ihr bei der Hand, sonst könntet ihr euch dieses Tutorial nicht geben. Viele mir bekannte Künstler arbeiten bei der Aufnahme mit dem Programm „Cubase“, was durch eine nutzerfreundliche Bedienoberfläche und einer schier unendlichen Vielfalt an Bearbeitungsmöglichkeiten überzeugt. Die relativ aktuelle Version „Cubase Elements 7“ bekommt ihr bei einem seriösen Händler wie Thomann bereits für 88 €. Die Elements-Version ist in ihrem Anwendungspotential leicht reduziert, reicht aber dennoch vollkommen aus, um euch nach Lust und Laune an euren Soundspuren auszutoben. Eine kostenlose Alternative zu Cubase bietet die Softwarekombination Audacity (Aufnehmen) / Kristal (Abmischen). Diese kommt ebenfalls mit der Möglichkeit daher, am Ende des Tages einen ordentlichen Track im Kasten zu haben, macht aber Abstriche beim Thema Komfort und Spielraum für Kreativität.

Doch nicht nur softwaretechnisch müsst ihr euren Rechner aufrüsten, auch hinsichtlich der Hardware besteht Investitionsbedarf: Eine Soundkarte (auch Audio-Interface genannt) muss her. Habt ihr jemals über euren PC Musik abgespielt und diese auch hören können, seid ihr sogar schon im Besitz einer solchen. Das Problem ist, dass diese, ohne ihr zu nahe treten zu wollen, wohl nicht viel auf dem Kasten hat und bei der Aufnahme ein ekelhaftes Fiepen oder viel zu starkes Rauschen erzeugen würde, was man im Rahmen der Nachbearbeitung nur bedingt korrigieren kann. Da könntet ihr 100 Bars in perfektem Doubletime flexen – mit derartigen Störgeräuschen auf der Spur, will das keiner hören. Nun aber die große Frage: Welche Soundkarte ist zu empfehlen? Leider ist es Realität, dass proportional mit dem Preis die Qualität der Soundkarte steigt. Um ein gutes Audio-Interface in eurer Preisklasse zu finden, empfehlen wir euch einen Beratungstermin beim Fachhändler, die Recherche in einschlägigen Foren oder ein Blick in den Online-Shop von Thomann bspw., in welchem die Produkte auch von Kunden bewertet werden/ wurden, was allgemein sehr nützlich für die Wahl der richtigen Hardware sein kann.

Im Musikhaus Thomann erhaltet ihr im Übrigen auch alles weitere, was ihr an Aufnahmetechnik benötigt – so auch Mikrofone. Konkret solltet ihr die Augen nach einem sogenannten (Grossmembran)Kondensatormikrofon offen halten. Ein (Grossmembran)Kondensatormikrofon nimmt seine akustische Umwelt sehr detailliert wahr und ist prädestiniert für das Aufzeichnen von Stimmen bzw. Vocals. Allerdings werdet ihr durchaus 200 € investieren müssen, um ein derartiges Schmuckstück, was nicht nur gut aussieht, sondern auch einen gewissen Anspruch erfüllt, euer Eigen nennen zu dürfen. Generell entspricht jedoch auch hier das Verhältnis zwischen Preis und Qualität dem eines Audio-Interfaces. Eine preisgünstige Alternative (ab 30 €) bietet euch der Bereich der dynamischen Mics. Deren Verwendung ist eigentlich für Live-Auftritte vorgesehen. In einer derartigen Nutzungsphäre existieren natürlich jede Menge Nebengeräusche, die das Mirkofon nicht einfangen soll. Aus diesem Grund nimmt ein dynamisches Mikrofon seine akustische Umwelt weniger detailliert wahr als ein (Grossmembran)Kondensatormikrofon, was mit einer reduzierten Aufnahmequalität einhergeht. Nichtsdestotrotz empfehlen wir euch es zunächst mit einem dynamischen Mic zu versuchen. Sagt euch dessen Qualität nicht zu, dann habt ihr zumindest schon einmal das erste Live-Equipment am Start. Gleich für welchen Mikrofontyp ihr euch am Ende des Tages entscheidet, einen Popschutz, der eine saubere Aufnahme der Konsonanten „P“ und „B“ ermöglicht, sowie ein zu eurem Mic kompatibelem Stativ sind unabdingbar für das Recording, kosten aber auch nicht das große Geld.

Nicht unabhängig vom Mikrofontyp ist jedoch die Entscheidung für oder gegen eine Preamp. Während ihr euch bei Verwendung eines dynamischen Mikrofones diese Investition sparen könnt, ist sie zur sinnvollen Nutzung eines (Grossmembran)Kondensatormikrofones leider obligatorisch zu tätigen. Kurze Randnotiz: Zweck der Preamp bzw. des Vorverstärkers ist, wie der Name schon sagt, die Verstärkung eines Signals – in unserem Fall das des Mikrofons – sowie die zur Nutzung eines entsprechenden Mics oft benötigte Fähigkeit der Phantomspeisung. Dieses Wissen ist aber eigentlich nicht wichtig für euch. Wichtig ist, dass das Gerät eine ordentliche Leistung abliefert, da eine minderwertige Preamp ebenfalls unschöne Störgeräusche erzeugen kann. Ähnlich wie bei Soundkarten ist es schwierig, für Preamps eine bestimmte Kaufempfehlung abzugeben, weshalb wir euch die Recherche über selbige Quellen (Thomann, Foren, Fachhändler) ans Herz legen. Im Übrigen ist auch in den meisten Mixern eine Preamp mit Phantomspeisung integriert. Interessant ist sind Mixer allerdings eher für Bands, welche mehrere Tonquellen gleichzeitig aufzeichnen wollen.

Kommen wir zu den übrigen, für die Aufnahme erforderlichen, Komponenten: Ein Paar gute Lautsprecher und möglichst schalldichte Kopfhörer. Erstere benötigt ihr zum Abmischen, letztere damit sich das Instrumental, welches ihr logischerweise beim Einrappen hören müsst, nicht mit auf eurer Tonspur befindet. Habt ihr das Equipment zusammen, müsst ihr die Technik noch miteinander verbinden. Die entsprechende Kabelage besteht normalerweise aus einem XRL-Kabel, was vom (Grossmembran)Mikrofon zur Preamp führt, sowie aus einem Chinch-Kabel mit einem 6,3mm Klinkestecker auf der einen und einem 3,5mm Klinkestecker auf der anderen Seite, mit dem ihr die Preamp mit der Soundkarte verbindet. Wollt ihr eine externe Soundkarte nutzen, müsst ihr diese natürlich noch (i. d. R. über USB) an euren Rechner anschließen.

In Einzelfällen können diese Angaben jedoch von den tatsächlich benötigten Zubehörkomponenten abweichen. Auf der sicheren, meist günstigeren und definitiv komfortableren Seite seid ihr daher, bei der Investition in ein Studio Bundle. Vorteilhaft an einer Komplettlösung ist außerdem, dass die Technik im Vorfeld aufeinander abgestimmt wurde, um bei Anwendung die maximale Leistung jeder einzelnen Komponente erzielen zu können.

Bestehen noch Unklarheiten hinsichtlich der korrekten Nutzung von Technik oder Software, dann habt ihr euch nicht die zugehörige Bedienungsanleitung/ Anwenderhandbuch durchgelesen. Holt dies in jedem Falle nach!

Habt ihr das getan, steht dem freudigen Treiben nichts mehr im Wege! Auf geht’s zu den ersten Takes…

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