Live-Performance
„Wenn du spielen Live schlecht, du wirst nie sein großer Star und bleiben Mädchen für immer und ewig.“ – Dalai Lama
Ja, dieses Zitat stammt von der personifizierten Weisheit HIMSELF. Da dieser wohl mittlerweile 5.000 Jahre unter uns weilt, ist getrost davon auszugehen, dass er schon das ein oder andere beschi**** Rap-Konzert gesehen hat. Leider geht es mir ähnlich – zumindest was die Konzerte angeht. Das Highlight in der Reihe dieser Totalausfälle bildet mein einzig je besuchtes ?%d&-Konzert, bei welchem ich ca. 90 % der Zeit mit einem Kumpel in der Lounge Bier trinken war, weil die Performance dieser eigentlichen Koryphäe das Wort „LANGWEILIG“ in einem mir bis dato ungeahnten Ausmaß zur Schau stellte.
Nach jenem Konzert habe ich über die Ursache meines Empfindes nachgedacht und auch schnell eine Antwort gefunden – ich wurde nicht eine Sekunde entertaint. Wie auch, wenn der Typ die ganze Zeit an ein und der selben Stelle steht, seine Texte runterbetet und ein bisschen mit dem Oberkörper wackelt.
Im Kapitel „Rappen lernen“ lernten wir bereits: Durch die Stimulanz von Emotionen werden Menschen unterhalten. Bei einem Gig vorzugsweise durch das Ansprechen von Fröhlichkeit und Überraschung. Ihr müsst die Leute dazu bewegen völlig durchzudrehen, indem ihr selbst vollkommen durchdreht, ein abwechslungsreiches Programm bietet, dieses mit dicken Beats untermalt und das ein oder andere kreative Gimmick in eure Show integriert. Wir haben bspw. immer nach dem ersten Track Benjamin Blümchen-Torte verteilt, um die Leute ein bisschen näher an die Bühne zu holen. Bei der Performance eines Sommersongs haben wir regelmäßig die Hosen heruntergelassen und rappten dann in Badehosen den Track. Fix eine Blumenkette um den Hals und eine Sonnenbrille auf die Nase und die Atmosphäre stimmte. Ein anderer, gut befreundeter Künstler baut regelmäßig ekelhafte Trash-Pop-Beats in sein Programm ein. Ob das einen selbst als Künstler anspricht oder nicht sei dahingestellt – die Leute drehen durch, weil sie die Instrumentale kennen, idealerweise positiv assoziieren und überrascht sowie erfreut sind diese jetzt zu hören.
Entertainment – die Grundvoraussetzung eines erfolgreichen Auftritts. Doch nicht nur hinsichtlich dessen müsst ihr euch auf einen Gig vorbereiten. Textsicherheit bspw. sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Darüber hinaus ist die Zuhilfenahme eines sogenannten „Backups“ recht sinnvoll. Ein Backup ist eine Person, die die letzten Worte jeder Zeile mitspricht, was dem ausführenden Künstler die Gelegenheit bietet, Luft zu holen. Die Fähigkeit Backup zu sein besitzt eigentlich jede x-beliebige Person ohne Sprachfehler – muss quasi nicht zwangsläufig ein Rapper sein. Außerdem müsst ihr euch Gedanken hinsichtlich der Trackfolge machen und die Beats entsprechend sortiert auf CD brennen. Habt ihr einen DJ an eurer Seite, dann sollte sich dieser Gedanken darüber machen, wie er ein paar coole Übergänge zwischen die Beats bekommt. Habt ihr keinen DJ an eurer Seite, dann schneidet ihr am besten alle Beats zusammen und versucht selbst mit Hilfe irgendeines Musikbearbeitungsprogrammes ein paar Übergänge zu zaubern. In diesem Fall brennt ihr quasi nur einen „Track“ auf die CD, da dieser eure zusammengeschnittenen Instrumentale samt Übergängen innehat.
Steht das Live-Konzept, dann heißt es üben, üben, üben – solange bis ihr das Programm im Schlaf beherrscht. Macht ihr das nicht, werdet ihr kurz vor dem Auftritt unsicher, ergo wird es schwieriger die Crowd mitzureißen und im schlimmsten Fall steht ihr auf der Bühne und habt einen Blackout. Wird aber nicht passieren, da ihr ja sicher in vorbildlicher Weise unseren Rat zu Herzen nehmt – schließlich möchtet ihr ja irgendwann erfolgreich sein.
Weiterführend möchte ich noch ein paar Worte zum Soundcheck verlieren. Insofern ihr kein Mikrofon zur Verfügung gestellt bekommt, was über den Abend ausschließlich von euch genutzt wird, könnt ihr diesen getrost vergessen. Der Soundmann wird versuchen, während einer Performance das jeweilige akustische Optimum des Künstlers herauszuholen. Sollte er jedenfalls. Die Realität sieht leider oftmals anders aus. Gerade in kleineren Locations steht irgendein Hippie an den Reglern, der sich einen Blunt nach dem anderen in seine hole Birne knallt und demnach lediglich bedingt Zeit findet, sich mit eurer Soundqualität auseinanderzusetzen. Lasst euch da keinesfalls einfach abfertigen. Die Mikrofone müssen so eingestellt sein, dass ihr ganz gemütlich rappen könnt und vom Publikum trotzdem verstanden werdet. Hat man nach dem ersten Song das Gefühl, dass dem nicht so ist, empfiehlt es sich, einfach mal vom Publikum Feedback einzuholen. Sind die Mikrofone zu leise, gebt ihr dem Soundhippie ein Zeichen. Liegt dieser mal wieder völlig regungslos hinter seinem Mischpult, dann brecht ihr ab mit der Begründung, dass ihr dem Publikum aufgrund der offensichtlichen Unfähigkeit des Tontechnikers nicht die Performance-Qualität bieten könnt, die sie verdient hätten. Habt ihr hingegen einen versierten und engagierten Menschen hinter den Reglern, steht einer erfolgreichen Show nun nichts mehr im Wege.
WICHTIG: Achtet bei den Gigs darauf, die Mikrofone nah an den Mund und die Distanz dazwischen möglichst konstant zu halten. Fuchtelt ihr wild mit dem Mic umher, kann euch auch der beste Soundtechniker nicht ordentlich abmischen.
So zieht ihr Auftritte an Land
Sucht euch ein paar Veranstaltungen in eurer Gegend, die eurem Sound entsprechen und kontaktiert den Veranstalter. Am Besten per Telefon, da er sich somit auf euch einlassen muss. Bereitet das Gespräch gut vor und macht euch Notizen. Einführend stellt ihr euch natürlich vor, erzählt dann von eurer Musik und kommt dann zu dem Punkt, warum ausgerechnet ihr bei dieser Veranstaltung in das Line-Up gehört. Achtet darauf, die Füße auf dem Boden zu halten. Letztendlich ist ein derartiges Telefonat nichts anderes als ein Bewerbungsgespräch. Sollte der Veranstalter gerade keine Zeit zum Sprechen haben, dann bittet ihn um seine Mailadresse und sendet ihm die wesentlichsten Infos zu. Im Falle dass sich der Veranstalter dann nicht um eine Antwort bemüht, ruft ihr ihn einfach noch mal an.