Alleinstellungsmerkmal – Von der Masse abheben
Derzeit ist es so, dass sich unsere Beiträge unter dem Link „Infos für Artists“ sehr voneinander abgrenzen. Genauer betrachtet, erschließt sich dem aufmerksamen Leser allerdings sehr schnell, dass eigtl. alles ineinander einfließt und man viele separate Artikel über Materie, die sich zwischen den Stühlen befindet, verfassen könnte.
Ein Thema, was wir als sehr wichtig erachten, ist das „Alleinstellungsmerkmal„. Die Frage, die sich in jenem Kontext stellt, ist: Wie schaffe ich es, mich möglichst prägnant von der Konkurrenz abzuheben, um dadurch besser und schneller öffentlich wahrgenommen zu werden?
Auch hier existieren wieder viele Hebel, die ihr in die entsprechende Richtung bewegen könnt. Ein neuartiger Flow, unübliche Textinhalte oder extravagante Beats wären nur drei Dinge, die uns auf Anhieb dazu einfallen.
Einen Beitrag, der das ganz gut auf den Punkt bringt, haben wir kürzlich auf der Facebook-Seite des Rap-Journalisten Falk Schacht gefunden, den er wohl für das Juice-Magazin verfasste. Dieser schreibt dazu Folgendes:
„[…]Dieses Mal beschäftige ich mich mit dem Umstand, dass Rapper mir häufig ihren Kram schicken. Und in neunzig Prozent der Fälle stelle ich dabei fest, dass heutzutage zwar alle im Takt flowen können, die Reime Sinn ergeben, die Beats rund laufen und meist sogar noch gut abgemischt sind. Aber genau darin liegt wiederum ein Problem, für dessen Verständnis wir einen Blick auf die Neunzigerjahre werfen müssen. Damals gab es kein Taktgefühl oder Flow, alles spielte sich auf Haus-Maus-Level-Reimen ohne Flow und miesen Beats ab. Aus heutiger Sicht mittelmäßige Rapper sind damals bereits herausgestochen. Rapper wie Samy Deluxe, der neue Flows und ein ungekanntes Punchline-Niveau reinbrachte, oder Dendemann, der sinnvolle Texte mit Doppelreimen kicken konnte, waren die absolute Ausnahme. Die Szene glich einer Pyramide: unten im breiten Erdgeschoss die Leute, die versucht haben, gut zu rappen, aber immer versagten. Zur Spitze kamen lediglich diejenigen, die Rap wirklich meisterten. Heute hingegen leben wir im Zeitalter der Raute, also einem Quadrat, das auf einer Spitze steht. In der unteren Spitze sind immer noch die Flow-Opfer, die nicht im Takt rappen können. Zur Mitte hin kommt dann die ganze riesige Masse an Rappern, die alle gut rappen können. Es gibt 11-Jährige, die so flowen können wie Samy Deluxe oder Savas 1998, was auch daran liegt, dass diese jungen Rapper auf das aufbauen können, was die Generationen vor ihnen entwickelt haben. Aber das führt eben auch zu dieser Menge an Rappern, die zwar alle okay rappen können, von denen aber niemand herausragt. Die Definition des Durchschnitts hat sich seit den Neunziger verschoben: Früher war der Durchschnitt wack, heute ist der Durchschnitt gut. Umso schwerer ist es heute aber, dem Mittelmaß zu entkommen. Man könnte es über die Rap-Technik versuchen, doch die technischen Grenzen von Rap sind bereits extrem weit ausgereizt worden. Die letzten freshen Neuerungen im Techniksektor waren die Vermischung von Rap und Gesang, wie es Cro macht, und dieser Stop-And-Go-Flow, der durch Trap Einzug erhielt. Man könnte natürlich versuchen, eine komplett neue Art zu rappen zu finden, aber wie oft ist das in den letzten Jahren passiert? Eben.
Was bleibt dann, um der Mittelmäßigkeit zu entkommen? Man könnte mit seinem Image spielen. In den Neunzigern haben die Stieber Twins die damalige Einstellung perfekt auf den Punkt gebracht: »Ach, gegen den Verkauf von HipHop hab ich gar nichts/Was ich hass’, ist der Verkauf von falschen Images!« Häufig gab es den Vorwurf, Rapper-Images würden am Reißbrett kreiert, um damit in den Charts abcashen zu können. Aber Rap war damals Antihaltung, das stand dem damaligen Realness-Gedanken zuwider. Ein Anspruch, der bis heute gerne als Vorwurf genutzt wird. »Das ist kein Rap!«, heißt letztlich nichts anderes als: »Das ist nicht real!«
Dabei liegt die zweite Möglichkeit, sich aus dem eben erwähnten Bauch der Raute zur Spitze derselben zu begeben, genau dort: in der Musik. Die Ausarbeitung von Songs ist wichtiger geworden. Dabei geht es weniger um die Technik an sich, als vielmehr darum, alles für den Song zu tun; alles, damit dieser seine Stärken entfalten kann. Die Künstler in Deutschland mit großer Reichweite und Relevanz verfügen alle über gute Technik. Aber diese Techniken sind nicht der Grund für ihre Existenz an der Spitze, sondern ihr Songwriting und das Herausarbeiten einer eigenen Persönlichkeit in ihren Tracks. Man kann es allerdings auch mit dem Gegenteil davon aus dem Bauch herausschaffen, also einer absichtlichen »Verschlechterung« – das was ein Realkeeper niemals tun würde. Dieses Prinzip kann man auf alle Elemente von HipHop anwenden: Sei anders. Hauptsache raus aus dem Mittelmaß. Ja, es gibt wahnsinnig durchschnittliche Rapper mit enormem Erfolg. Das ist so eine Sache mit den deutschen Konsumenten: Hier wird auch immer noch der Fleiß des hart Arbeitenden belohnt. Und wenn man regelmäßig releast, dann besteht in Deutschland die Möglichkeit, dass man dafür entlohnt wird. Aber das sollte für niemanden der Anspruch sein. Wer will schon mittelmäßig und durchschnittlich sein?“
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